BSI: Corona stellt auch die Spirituosen vor neue Herausforderungen

- Spirituosenmarkt 2020: anhaltender Trend zu Premium und Qualität bei leicht rückläufigem Pro-Kopf-Konsum
- Distribution: Verändertes Nachfrageverhalten durch Corona-Krise
- Außenhandel: Strafzölle belasten Spirituosen-Importeure und -Exporteure
- Gesundheitspolitik und Verbraucher: nachhaltige Prävention und Aufklärung als Beitrag zu „maßvollem Konsum“

Corona stellt auch die Spirituosen vor neue Herausforderungen
© Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI)
10.06.2021
Quelle:  Firmennews

Die Corona-Krise ging auch am deutschen Spirituosenmarkt nicht spurlos vorbei. Der Pro-Kopf-Konsum von Spirituosen lag 2020 mit 5,2 Litern um 1,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auf dem deutschen Markt wurden rund 692 Mio. Flaschen à 0,7 Liter (nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes) angeboten. Während der Spirituosenabsatz im Lebensmittel-Einzelhandel mit einem mengenmäßigen Plus von 6,6 Prozent laut der Marktforschung Information Resources GmbH zulegte, konnten die Umsatzeinbußen des Außer-Haus-Konsums insbesondere in den Bereichen Gastronomie, Duty-Free, Events und Tourismus (jahresdurchschnittliche Distribution: rund 20 Prozent) nicht gänzlich kompensiert werden. Die Absatzrückgänge stehen einem stabilen Gesamtumsatz gegenüber. Dies lässt auf einen wachsenden Premiummarkt mit zunehmendem Genuss von hochwertigen Spirituosen schließen.

„Wir freuen uns über den anhaltenden Trend zu hochwertigem Genuss. Die Entwicklung des Spirituosenmarkts wird jedoch zunächst weiterhin eng verknüpft sein mit dem weiteren Verlauf der Corona-Krise und deren mittel- und langfristige Auswirkungen auf Gastronomie, Duty-Free und Tourismus. Insgesamt schauen wir verhalten optimistisch in die Zukunft und hoffen insbesondere im Sinne aller Markteilnehmer auf eine rasch zunehmende Normalisierung des heraus¬fordernden Marktumfeldes“, so der BSI-Präsident Thomas Ernst.

Nach Analysen der Marktforschung Information Resources GmbH stieg der Absatz an Spirituosen im LEH (inklusive Aldi/Lidl/Norma) 2020 um 35,7 Millionen Flaschen bzw. um 6,6 Prozent auf rund 574 Millionen Flaschen à 0,7 Liter gegenüber dem Vorjahr. Rund 75 Prozent des Gesamtabsatzes mit Spirituosen wurden 2020 über den Lebensmittel-Einzelhandel abgesetzt.

Im Jahr 2020 setzte sich gleichwohl eine unterschiedliche Entwicklung bei den Segmenten für Spirituosen fort. Die größten Marktanteile verbuchten mengenmäßig weiterhin „Klare Spirituosen“ (rund 37,6 Prozent), „Liköre“ (rund 36,3 Prozent) und „Whisk(e)ys“ (rund 9,1 Prozent). Zu den Gewinnern zählten 2020 – nach Analyse der vorgenannten Marktforschung – u. a.: Wodka, Liköre (u. a. „restliche“ Liköre, Fruchtliköre, Sahneliköre, Eierliköre, Halbbitterliköre), Gin/Genever, Rum, Ouzo, Obstbrand, Whisk(e)ys, Amaretto etc. Das Umsatzvolumen am Spirituosenmarkt betrug 2020 rund 4,8 Milliarden Euro im Lebensmittel-Einzelhandel. Das ist gut ein Viertel des Umsatzes aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) im LEH.

Die Spirituosenimporte umfassten im Jahr 2020 rund 414 Millionen Flaschen à 0,7 Liter (-9,4 Prozent) – nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes. Dieses entspricht einer Abnahme um 43 Millionen Flaschen im Vorjahresvergleich. Im Zeitraum der letzten zehn Jahre sanken die Importe um rund 15 Millionen Flaschen bzw. um 3,5 Prozent. Bezogen auf den Gesamtmarkt an Spirituosen entfallen auf Importspirituosen – nach Angaben der Marktforschung GfK SE – aktuell rund 42 Prozent des Spirituosenangebots in Deutschland (ohne Doppelzählungen, die die Zahlen des Statistischen Bundesamtes enthalten). Wichtigste Importländer waren 2020: Großbritannien, Italien, die USA, Frankreich, Griechenland, die Niederlande, Spanien, Irland, Russland, Jamaika, Eswatini und Polen.

Die Spirituosenexporte betrugen im Jahr 2020 – nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes – rund 239 Millionen Flaschen à 0,7 Liter. Dieses entspricht einer Abnahme im entsprechenden Vorjahresvergleich um 40 Millionen Flaschen bzw. um 14,3 Prozent und einer Verringerung in den letzten zehn Jahren um 1 Million Flaschen bzw. um 0,4 Prozent. Zu den wichtigsten Ausfuhrländern zählten 2020 u. a.: die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, die USA, Belgien, Österreich, Dänemark, die Republik Côte d’Ivoire, Spanien, die Volksrepublik China, die Schweiz und Luxemburg.

Das Gesamtmarktangebot (Produktion + Import – Export) verringerte sich – nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes und Schätzungen des BSI – im Jahr 2020 (im entsprechenden Vorjahresvergleich) um 14 Millionen Flaschen à 0,7 Liter bzw. um 2,0 Prozent (ohne spirituosenhaltige Mischgetränke).

Die gesamte Spirituosenbranche inklusive Importeure hatte 2020 eine stabile Umsatzentwicklung mit geschätzten rund 4,7 Milliarden Euro – darin sind rund 2,1 Milliarden Euro an Alkoholsteuern für Spirituosen enthalten.

Der Konsum pro Kopf an Spirituosen lag im Jahr 2020 bei rund 5,2 Liter Fertigware (Quelle: vorläufige Zahl des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.) und verringerte sich damit um 0,1 Liter bzw. um 1,9 Prozent.

Im internationalen Vergleich des Pro-Kopf-Konsums mit Spirituosen belegte Deutschland im Jahr 2019 (Zahlen für das Kalenderjahr 2020 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor) Platz 51 – unter anderem hinter Südkorea, Lettland, Belarus, Bulgarien, Estland etc. – gemäß den Analysen der Marktforschung „the IWSR and the IWSR Magazine (the Source for Wine & Spirits Analysis)“, London/Großbritannien.

Der Verbrauch pro Kopf aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) betrug im Jahr 2020 123,7 Liter pro Kopf und sank damit im entsprechenden Vorjahresvergleich um 4,9 Liter bzw. um 3,8 Prozent.

In Bezug auf das gesamte Aufkommen 2020 der spezifischen Verbrauchsteuern für alkoholhaltige Getränke (Bier, Wein, Sekt, Spirituosen und spirituosenhaltige Mischgetränke sowie Zwischenerzeugnisse) in Höhe von 3.085,1 Millionen Euro (2019: 3.139,5 Millionen Euro) entfiel auf die Alkoholsteuer für Spirituosen ein Anteil von 67,7 Prozent – wohingegen der Pro-Kopf-Konsum an Spirituosen – bezogen auf alle alkoholhaltigen Getränke 2020 – bei nur rund 4,2 Prozent lag. Die Alkoholsteuer für Spirituosen betrug 2020 2,1 Milliarden Euro und sank damit im entsprechenden Vorjahres-vergleich.

Sie wird von den offiziellen Stellen höher ausgewiesen, da aufgrund von Periodenverschiebungen die Steuern, die erst 2021 fällig gewesen wären, bereits 2020 beglichen wurden.

Die Mitarbeiter- und Betriebsstruktur in der Spirituosenbranche ist seit Jahrzehnten durch Konzentration gekennzeichnet. Im Jahr 2020 ergab sich in der Spirituosenbranche in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten eine Zunahme auf 2.902 Mitarbeiter (+44 Mitarbeiter/+1,5 Prozent), die in 51 Betrieben (+3 Betriebe/+6,3 Prozent) beschäftigt waren (Quelle: Angaben des Statistischen Bundesamtes).

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