Gin-Epidemie - ausgelöst durch eine Erhöhung der Biersteuer

Mit Gin-Epidemie oder Gin-Krise wird ein soziales Phänomen im Großbritannien der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeichnet, das besonders die Armen betraf.

Gin-Epidemie - Betrunkener Mann mit einer Flasche Gin
© Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
05.09.2022

Die Gin-Epidemie wurde 1694 durch eine Erhöhung der Biersteuer ausgelöst. Etwa gleichzeitig kam es durch die Modernisierung der Landwirtschaft zur Überproduktion von Weizen. Der Weizenüberschuss wurde für die Branntweinproduktion verwendet, was den Schnaps immens verbilligte.

Der Branntwein bot nicht nur einen Alkoholrausch, sondern er war auch Nahrungsersatz, denn eine Kalorie Gin war zeitweise billiger als eine Kalorie Brot. Außerdem ergaben sich durch den Kleinhandel Erwerbsmöglichkeiten, so wurde zeitweilig in jedem fünften Londoner Haus Branntwein ausgeschenkt.

Vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1750 verzehnfachte sich der Pro-Kopf-Verbrauch billigen Branntweins in Großbritannien, was erhebliche gesundheitliche und soziale Probleme besonders in den Elendsquartieren der Städte nach sich zog. Die Sterberate durch Alkoholkonsum überstieg in London zeitweise die Geburtenrate. Die Kindersterblichkeit lag bei horrenden 75 Prozent. Besonders bekannt wurde hier der Fall Judith Dufour, die am 27. Februar 1734 ihre zwei Jahre alte Tochter umbrachte, auszog und nackt vergrub. Von dem Geld, das sie beim Verkauf der Kinderkleidung erhielt, kaufte sie sich sofort wieder Gin.

1751 konnte die Gin-Epidemie schließlich durch Steuererhöhungen und die Einführung von Schanklizenzen eingedämmt werden.

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