Schlupfloch in der Prohibition: Schnaps auf Rezept

War Alkohol nach dem Bürgerkrieg (1861-1865) noch zur Wundversorgung, Schmerzlinderung etc. toleriert worden, so gab es ab den 1880er Jahren immer mehr Alkoholgegner in den USA. Zur Jahrhundertwende hatte bereits über die Hälfte der Staaten in den USA die Prohibition eingeführt. Es gab aber immer noch ein Schlupfloch: Man konnte sich den Alkohol aus benachbarten Staaten ohne Prohibition ganz einfach per Post bestellen. Dies wurde 1913 jedoch verboten.

Schlupfloch in der Prohibition: Schnaps auf Rezept
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19.09.2022

1919 wurde der 18. Zusatzartikel für die Verfassung der USA mit erforderlicher Mehrheit verabschiedet. Dieser Zusatzartikel verbot Herstellung, Verkauf und Beförderung von zum Konsum bestimmten Spirituosen. Landesweite Prohibition per Gesetz war das Resultat. Der Kongress-Abgeordnete Andrew J. Volstead erreichte schließlich mit dem sogenannten „Volstead Act“, dass auch Bier und Wein mit mehr als einem halben Prozent Alkohol als illegal erklärt wurden.

Ab dem 29.Januar 1920 waren die Herstellung, der Verkauf und der Transport von alkoholischen Getränken verboten. Erstaunlicherweise blieb der Konsum straffrei – vermutlich hatte man gedacht, wenn kein Alkohol hergestellt und verkauft werden kann, dann kann auch keiner getrunken werden.

Doch der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert - Destillerien, Brauereien, Bars und Saloons wurden geschlossen, viele Menschen wurden arbeitslos. Bars verlagerten sich in Kellerräume, Privatwohnungen etc..

Die Kriminellen teilten den neuen Schattenmarkt unter sich auf und schufen einen Ring aus Alkoholschmuggel, Schutzgelderpressung, Mord, Geldwäsche, Bestechung von Polizei, Richtern, Bürgermeistern und Senatoren.

Und der Alkohol war keinesfalls knapp - Bootlegger brachten stetig Ware aus der Karibik, Kanada, Mexiko oder auch aus Irland und Schottland. Getreidealkohol war für industrielle Zwecke zugelassen und konnte schnell zu trinkbarem Schnaps umgewandelt werden. Selber destillieren wurde zu einem Hobby und forderte unzählige Menschenleben, da der produzierte Alkohol keiner gesetzlichen Kontrolle mehr unterlag. Aus dieser Zeit stammt auch der heute noch verwendete Begriff „Moonshiners“ – Farmer, die nach der landwirtschaftlichen Arbeit abends bei Mondschein heimlich Schnaps brannten. Ein weiteres Schlupfloch war Alkohol auf Rezept und die Ärzte verschrieben stetig mehr davon. Die Nachfrage war hier natürlich hoch und auch die Produzenten von pharmazeutischen Produkten setzten auf die „medizinischen Qualitäten“ des Alkohols.

Durch die Illegalisierung von Alkohol wurden außerdem zunehmend hochprozentige Getränke konsumiert, denn Spirituosen waren leichter zu transportieren als Bier. Gleichzeitig stieg der Preis für Bier über den von Spirituosen, weil dessen Transport risikobehafteter war.

Innerhalb kürzester Zeit war die Polizei überlastet und die Gefängnisse waren überfüllt. 1923 hingen 44% aller Gesetzesverstöße mit der Prohibition zusammen. Außerdem flossen durch die illegalen Alkoholgeschäfte Milliarden von Dollars am Staat vorbei in die Taschen der organisierten Kriminellen.

Als am Schwarzen Freitag 1929 der Börsencrash zur Weltwirtschaftskrise führte, wurden die Rufe nach Aufhebung der Prohibition stetig lauter.

Nach Franklin Delano Roosevelts Sieg bei den Präsidentschaftswahlen wurde Bier mit einem Alkoholgehalt von maximal 3,2 % Vol. wieder zugelassen. Am 5. Dezember 1933 wurde der 18. Zusatzartikel außer Kraft gesetzt und die Prohibition war Geschichte.

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