Selterwasserflasche - früher ein Behälter für den Handel von Mineralwasser

Selterswasserflasche ist ein Fachbegriff für spezielle Krüge aus Steinzeug, die spätestens seit dem 17. Jahrhundert als Behälter für den Handel von Mineralwasser hergestellt und benutzt wurden. Obwohl es sich der Form nach um Flaschen handelt, werden sie mitunter auch als Selterswasserkrüge bezeichnet.

Krüge aus Steinzeug dienten früher zum Transport von Mineralwasser.
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01.08.2022

im späten 18. Jahrhundert konnte ein Töpfer an einem Tag etwa 150 bis 175 Stück herstellen. Tatsächlich wurden auch sehr große Mengen dieser Gefäße benötigt: Der Heilbrunnen in Schwalheim beispielsweise verkaufte im Jahr 1782 11.000 Krüge und 1873 sogar 30.000 Stück. Im Jahr 1879 wurde die Herstellung mit Einführung der Krugpresse wesentlich einfacher, hier konnten pro Tag 1500 Rohzylinder produziert werden.

Anfangs trugen die Krüge eine aufgemalte Marke auf der Schulter. Die charakteristischen Stempel mit Brunnennennung treten jedoch erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf. Diese Stempel waren als Beweis für die Herkunft des Wassers aus einer bestimmten Heilquelle wichtig.

Auch wenn der Name vom besonders prominenten Abfüllort Selters abgeleitet ist, wurden gleichartige Gefäße in unterschiedlichen Brunnenstandorten verwendet. Da es wegen des Transportaufwands nicht üblich war, die Flaschen wieder zurückzuschicken, wurden die Selterswasserflaschen nach Gebrauch oft auch einer Zweitverwendung zugeführt, z. B. als Feldflasche oder zur Aufbewahrung von selbst hergestellten Getränken. Daher können archäologische Funde auf Handelswege und Fernabsatz von Mineralwasser hinweisen und somit wichtige Informationen zur Wirtschaftsgeschichte liefern.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gewannen Mineralwasserflaschen aus Glas zunehmend an Bedeutung. Kurz nach 1900 waren die Steinzeugflaschen für einige Brunnen daher kaum noch von Bedeutung.