Skandal in Irland im 19. Jahrhundert: Tee macht faul!

Anfang des 19. Jahrhunderts suchte man in Irland einen Sündenbock für die zunehmend schlechte wirtschaftliche Lage des Landes und fand ihn auch - Tee.

Skandal in Irland im 19. Jahrhundert: Tee macht faul!
© Bild von Terri Cnudde auf Pixabay
16.08.2021

Reiche Gutsbesitzer, oft von britischer Herkunft, verpachteten damals ihren Besitz in Irland zu schlechten Konditionen an die arme Landbevölkerung. Aus Sicht der Grundbesitzer sollte die Unterschicht ihr Glück in harter Arbeit finden, nicht aber, indem sie zeitraubende Luxusgüter wie Tee oder Tabak konsumiert.

Denn als Kolonialware war Tee - im 17. und 18. Jahrhundert nur für die reiche englische Oberschicht gedacht - schon Ende des 18. Jahrhunderts für die Mittelschicht erschwinglich geworden. Im 19. Jahrhundert dann konnten sich auch Arbeiter und Bauern ab und an Tee leisten. Besonders bei Frauen war Tee sehr beliebt.

Doch die Kritiker aus der Mittel- und Oberschicht waren der Meinung, dass teetrinkende Bäuerinnen sich damit über ihren Stand erhoben, indem sie ein Luxusgut konsumierten, das ihnen nicht zustand. Tee zuzubereiten und zu trinken, kostete zudem Zeit, welche die Bäuerinnen lieber mit Arbeit für ihren Pachtherrn oder Haushaltsführung für den Ehemann verbringen sollten. Getreu dem Motto „Müßiggang ist aller Laster Anfang“ wurden Frauen, die sich eine Tasse Tee gönnten, als faul und lethargisch diffamiert.

Flugblätter wiesen darauf hin, dass Tee abhängig und faul macht. Man befürchtete zudem, Tee könnte womöglich verbotene Sehnsüchte und revolutionäre Ideen wecken. Die untere Schicht trank plötzlich das Getränk, das zuvor nur den Wohlhabenden vorbehalten gewesen war – welche anderen Rechte und Privilegien würden sie jetzt vielleicht noch verlangen?

Doch die Kampagne hatte keinen Erfolg, die Iren blieben dem Tee treu und die Flugblätter und Pamphlete verschwanden bald von der Bildfläche.

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